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Lada Niva (Abb. zeigt Sonderlack und Sonderzubehör) mit Dachsbrackenrüde Jokko. Fotos: privat

Manche traumatischen Erlebnisse können angeblich besser verarbeitet werden, wenn der Betroffene darüber spricht oder schreibt. Außerdem kann so mancher auch aus Fehlern oder Erlebnissen anderer lernen.

Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, diese Zeilen zu schreiben.
Im April 2012 war ich auf der Suche nach einem geeigneten Jagdfahrzeug. Nachdem ich mich gründlich informiert hatte, beschloss ich unter anderem beim nächstgelegenen LADA-Händler den Niva anzusehen. Dies geschah auch deshalb, weil ich in den Jahren 1979-82 immer mal wieder als Beifahrer auf Jagdexkursionen im Odenwald unterwegs war und bleibende Erinnerungen an die Eignung und das Leistungsvermögen des Fahrzeugs hatte.
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Als ich das Fahrzeug auf dem Hof stehen sah, entschloss ich mich zu einem Spontankauf.
Zuvor hatte ich mir versichern lassen, dass es sich bei dem Wagen um ein offizielles Modell des deutschen Importeurs handelt, da ich besonderen Wert auf die angeblich gründliche Überarbeitung, besonders auch hinsichtlich Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz legte. Ich wollte ja auch einen guten, qualifizierten Service und möglichst lange Freude und Nutzen am Fahrzeug haben. Beim Kaufpreis habe ich mit dem Händler erst gar nicht gehandelt, sondern den geforderten (Listen-)Preis bezahlt. Ich ging damals davon aus, dass der Verkäufer sich dann auch die entsprechende Mühe bei Wartung und eventuellen Reparaturen gibt. Heute weiß ich, dass das ausgesprochen naiv von mir war.

Zu Anfang waren einige “Kleinigkeiten” am Auto aufgetreten, die ich immer gleich beseitigen lassen wollte. Ich war mir von Anfang an darüber im Klaren gewesen, dass der LADA sowohl preislich als auch technisch nicht mit den aktuellen Konkurrenten verglichen werden konnte und qualitativ wohl einige Zipperlein haben würde, die zunächst nach und nach beseitigt werden müssten. Das gelang auch in einigen Fällen.
Zwei Probleme waren von der Werkstatt von Anfang an nicht in den Griff zu bekommen:
Der Fensterheber auf der Fahrerseite wurde mehrfach “repariert” und funktionierte nach wenigen Tagen stets auf Neue nicht mehr.
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Was schlimmer war, war ein ewiger Benzingeruch im Innenraum des Fahrzeuges, mal mehr, mal weniger stark, bis an die Grenze eines zündfähigen Gemischs. Von Anfang an musste ich deshalb in schöner Regelmäßigkeit das Fahrzeug zur Werkstatt bringen. Jedesmal waren das zwei Hin- und Rückfahrten zu zweit, mit zwei Fahrzeugen. Ich musste ja schließlich zurück nach Hause, bzw. zur Abholung in die Werkstatt kommen. Das waren jedesmal ca.55 km und ca. eine gute Stunde Zeitaufwand pro Fahrt, wie gesagt für zwei Fahrzeuge und zwei Personen. Jeder erfolglose Reparaturversuch trübte meine Freude, dafür konnte ja aber der Niva nichts. Was meinen Aufwand jedes Mal noch erhöhte war die Tatsache, dass ich gleich zu Anfang die Rücksitzbank ausgebaut und ein selbst angefertigtes Trenngitter aus Edelstahl, sowie einen Zwischenboden in das Fahrzeug eingebaut hatte, um den Innenraum besser ausnutzen zu können. Das musste ich jedes Mal wieder rückgängig machen, damit der Tank und die Benzinleitungen im Innenraum zugänglich waren. Ein beträchtlicher Aufwand, jedes mal das Auto auszuräumen, den Ausbau vorzunehmen, dann alles wieder  einzubauen und einzuräumen……
Alle Versuche, den Benzingeruch abzustellen, verliefen bei der ersten Werkstatt erfolglos, obwohl angeblich immer intensiv gesucht, repariert und angeblich sogar der Tank getauscht wurde… Zwischenzeitlich hatte ich mit Lada Deutschland Kontakt aufgenommen und mein Leid geklagt. Der Geschäftsführer sagte mir, dass ich es doch einmal mit einer anderen Vertragswerkstatt in meiner (relativen) Nähe versuchen sollte, da es sich mit der, bei der ich zur Zeit sei, nicht gerade um die kompetenteste handeln würde. Das wisse er aus seiner Zeit im Außendienst. Da diese schon ca. eine Fahrstunde (einfache Fahrstrecke) entfernt lag, habe ich jedoch zunächst darauf verzichtet. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich das Fahrzeug zur Jahresinspektion brachte.
Aus Zeitnot hatte ich es nicht geschafft, zuvor die Waschanlage zu besuchen und stellte es zugegebenermaßen mit stark verschmutztem Unterboden zur Inspektion ab. Ich habe bei der Übergabe darum gebeten, das Fahrzeug entsprechend zu reinigen, damit die turnusmäßige Prüfung und Ausbesserung des Unterbodenschutzes vorgenommen werden kann und ausdrücklich die Übernahme der dadurch entstehenden Mehrkosten zugesichert.
Nach über einer Woche Standzeit kam dann endlich der ersehnte Anruf “Fahrzeug ist fertig.” Bei der Abholung wurde mir dann lapidar mitgeteilt, dass keine Zeit gewesen wäre zur Waschanlage zu fahren, ich hätte das ja sicher auch nicht bezahlt, könne das selber machen und dann nochmal wegen des Unterbodenschutzes kommen. Da war dann auch meine Geduld am Ende. Noch niemals zuvor war mir bei einer Autowerkstatt eine auch nur annähernde Kombination von Unfähigkeit und Arroganz begegnet.
Um meine Gewährleistung nicht zu verlieren machte ich mich, wie immer ab diesem Zeitpunkt, zur weiter entfernten Werkstatt auf, um die Inspektion dort komplettieren zu lassen. Die Aussage, dass man sich von seiten Lada Deutschland um eine Alternativwerkstatt mit der notwendigen Fachkompetenz in meiner Nähe, also im Ballungsgebiet Heidelberg/Mannheim kümmern wolle war reine Beschwichtigung, es passierte trotz vielfacher Nachfrage von meiner Seite nichts, obwohl die “Qualität” der Vertragswerkstatt bis zum Geschäftsführer bekannt war.
Die nun neue Vertragswerkstatt , die als gute Alternative von LADA Deutschland angepriesen worden war, nahm zwei Jahresinspektionen einschließlich Kontrolle und Ausbesserung des Unterbodenschutzes/Korrosionsschutzes vor. Außerdem befasste sie sich mit der Problematik Fensterheber und Benzingeruch.
Zwischenzeitlich war unsere Familie um den Dachsbrackenrüden Jokko angewachsen, der mich im Fahrzeug zur Jagd begleitete und auch immer mal nachts einige Stunden im Fahrzeug verblieb. Als der Benzingeruch im Frühjahr dieses Jahres wieder an Intensität zunahm stellte ich deshalb das Fahrzeug innerhalb kurzer Zeit erneut drei Mal zur Abhilfe der Ausdünstungen zum Händler. Dabei wurde auch die dritte Jahresinspektion vorgenommen. Als man mir zur Abhilfe des Benzingeruchproblems zum dritten mal in Folge den Tankdeckel auswechseln wollte, (natürlich jedes Mal mit Anfahrt, Fahrzeug stehen lassen, sehen wie man nach Hause und wieder zur Abholung kommt…..) wurde ich etwas nachdrücklicher. Auf meine telefonische Nachfrage, was das solle, nun wieder einmal den Deckel zu wechseln erklärte man mir, dass die beiden ersten Tankdeckel defekt gewesen seinen, bzw. nicht richtig gedichtet hätten. Dadurch sei im Stand (aus dem halb leeren Tank!) Benzin ausgelaufen, auf den Boden getropft und in den Innenraum eingedrungen. Schließlich wären ja durch das Entfernen der Rückbank zwei Schraubenlöcher im Fahrzeugboden, durch die die Benzindämpfe über Nacht hätten eindringen können! Als ich auf diese Aussage hin eine Wette um ein Neufahrzeug angeboten habe, dass das sicher so nicht sein könnte besann man sich darauf den Tank doch einmal auszubauen und fand….. eine defekte Dichtung. Seit der Reparatur derselben ist nie wieder auch nur ein Hauch Benzingeruch im Innenraum aufgetreten. Das ist nun das Ergebnis einer zweistelligen Anzahl Reparaturversuche zweier Vertragswerkstätten von LADA Deutschland, dem offiziellen Importeur!?!
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Das dicke Ende kommt aber noch. Da das Fahrzeug im April drei Jahre alt wurde, war die erste Hauptuntersuchung fällig. Wie schon gesagt, war unmittelbar zuvor die Jahresinspektion durchgeführt worden. Als ich das Fahrzeug deshalb bei der DEKRA vorstellte wurde mir der Stempel versagt. Der Grund war, dass das Hauptlicht nicht eingestellt war, die Radlager der Vorderachse wesentlich zuviel Spiel hatten und die linke Stoßdämpferfeder der Vorderachse gebrochen war. Das alles passierte sicher nicht bei dem Unfall mit Blechschaden, der mit auf dem Nachhauseweg von der Werkstatt passierte. Die gebrochene Feder war nämlich samt Bruchstellen mit Unterbodenschutz eingesprüht.
Auf Grund meiner permanent schlechten Erfahrungen mit den zwei Markenwerkstätten habe ich mich an eine freie Werkstatt in meiner Nähe gewendet, die bekannter Weise gute Arbeit leistet. Das war zuvor nicht möglich gewesen, weil ich dadurch meine Dreijahresgewährleistung von LADA Deutschland verloren hätte, die ich ja teuer bezahlt habe. Nämlich mit rund 3500,-€ Aufpreis zu dem, was ein preisgünstiger  LADA Grauimport gekostet hätte! Beim Wechsel der gebrochenen Feder und dem erneut beauftragten Kontrollieren des Korrosionschutzes wurden die vorderen Radlaufschutzeinsätze aus Kunststoff herausgebaut. Dabei kam zum Vorschein, dass gerade an diesen rostgefärdeten Flächen erste Rostspuren zu sehen waren. In diesem Bereich wurden bei den zuvor erfolgten dreimaligen “Unterbodenschutzkontrollen” nichts unternommen, nachdem man sie ganz offensichtlich bereits beim Importeur beim Korrosionschutz ausgespart hatte.
Meiner Meinung nach war der Federbruch und der mangelhafte Korrosionsschutz Gewährleistungssache, die nicht eingestellte Beleuchtung, die Radlager mit zuviel Spiel und das übersehen der gebrochenen Feder grober Murks. Der Schaden, der mir alleine durch diese Fehlleistungen entstanden ist beläuft sich auf über 500,-€. Über die vielen Kilometer, die ich unnötiger Weise fahren musste, dem Arbeitszeitausfall unzählige Telefonate etc. will ich erst gar nicht nachdenken.
Was ist nun als Fazit zu ziehen? Niemals einen Lada Niva oder Taiga kaufen?
Falsch!
Das Auto ist ein ideales Jagdfahrzeug mit niedrigem Gewicht, kurzem Radstand und hervorragenden Geländeeigenschaften, Das gilt allerdings nur, wenn man in Reviernähe wohnt. Der tatsächliche Verbrauch liegt nämlich weit über dem angegebenen: Bei ca. 13 Litern E10 auf 100km.
Der hohe Verbrauch relativiert sich durch niedrige Anschaffungskosten und  niedrige Ersatzteilpreise. Dies rechnet sich noch besser, wenn weder Teile noch Fahrzeug beim offiziellen Importeur gekauft, sondern auf dem freien Markt besorgt werden.
Ich bin sicher, dass ich noch lange Jahre an dem Niva Freude haben werde.
Sollte irgend wann mal ein Neuer fällig werden, werde ich diesen beim billigsten Grauimporteur erwerben und benötigte Originalersatzteile im Internet aus Deutschland, ebenfalls nicht beim Importeur. Dann kommt das Fahrzeug zur Werkstatt meines Vertrauens zur Erstinspektion und zum fachgerechten Aufbringen des Korrosionschutzes. Mit dem gesparten Geld kann ich getrost auf die Dreijahresgewährleistung vom Importeur verzichten und viel Treibstoff und Ersatzteile kaufen.
Ich kann nur Jedem raten, es genau so zu machen. Zwei Vertragswerkstätten und der Importeur haben mein Vertrauen restlos und konsequent verspielt und haben mein sauer verdientes Geld nicht verdient. Vermutlich ist es mit vielen Markenwerkstätten anderer Marken genauso. Es lohnt sich sicher nach freien Werkstätten mit interessiertem qualifiziertem Personal Ausschau zu halten. Ausnahmen bestätigen die Regel. Manfred Schmitt
Hinweis: Alle in diesem Beitrag aufgestellten Tatsachenbehauptungen lassen sich durch Zeugen, Fotos, Rechnungen belegen!